Palm-Stiftung

PALM-STIFTUNG
gemeinnütziger Verein e.V.

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73614 Schorndorf

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Dankesworte von Itai Mushekwe, freier Journalist aus Simbabwe, derzeit Deutschland

Sehr geehrte Mitglieder des Kuratoriums der Palm-Stiftung,
geladene Gäste,
Bewohner dieser wunderschönen Stadt Schorndorf,
meine Damen und Herren,
meine Freunde und Familie
und alle, die sich hier an diesem Vormittag versammelt haben,

mit dem Herzen voll Freude und Demut empfange ich die Ehre, einer der Preisträger des diesjährigen angesehenen und international renommierten Johann-Philipp-Palm-Preises zu sein. Es gibt für einen Journalist nichts Erfüllenderes als die Anerkennung der eigenen Bemühungen, ganz besonders auf so hoher Ebene. Ich möchte mich bei der Stiftung bedanken, dass sie mich in ihre Familie von bedeutenden Preisträgern aufnimmt – das hat meine Überzeugung und Entschlossenheit gestärkt, weiterhin mit meiner journalistischen Arbeit für die bürgerlichen und politischen Rechte all meiner Mitbürger in Simbabwe und in ganz Afrika zu kämpfen.

Meinungsfreiheit ist in meinem Land im Grundgesetz gewährt, aber nicht ausdrücklich verankert. Die Regierung hat diese Gesetzeslücke genutzt, um mit schlechter Regierungsführung und repressiven Gesetzen ihre Diktatur aufrechtzuerhalten. Ein Volk braucht starke Medieninstitutionen, die die Aktivitäten der Regierung, die wir gewählt haben, überwachen. In Simbabwe, wie in den meisten afrikanischen Staaten, sind kritische und unabhängige Medien beseitigt, oder zum Stillschweigen verurteilt worden und liefern unsere Mitbürger damit tyrannischen Regierungen aus, die durch eben diese Unterdrückung der Meinungsfreiheit florieren.

Medien und Journalisten, die es gewagt haben, die soziale, wirtschaftliche und politische Ordnung in Frage zu stellen, sind Strafen vonseiten des Staates ausgesetzt. In Simbabwe, wo der Journalismus kriminalisiert worden ist, werden Journalisten gefoltert, eingesperrt und kommen unter ungeklärten Umständen ums Leben, weil sie ihrem Beruf nachgehen. So werden sie zu Opfern ihres eigenen Berufes. Bei uns gibt es eine Unzahl von äußerst brutalen Gesetzen, die dazu bestimmt sind, die Presse mundtot zu machen. Dies hat zu Zwangsschließungen von unabhängigen Zeitungen geführt und damit zum Tod des kritischen Journalismus und dessen Einmischung in die Politik, die, so der berühmte Deutsche Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll, notwendig ist, damit die Bürger ihre Bedeutung für das jeweilige politische Leben ihrer Länder beibehalten.

Meinungsfreiheit ist eine Voraussetzung und natürliche Notwendigkeit für alle und kein Privileg. Denn wir sind alle frei geboren, ebenbürtig an Menschenwürde und Rechten. Demokratie bedeutet nicht nur, Macht zu gewinnen, sondern ebenso auch zu wissen, wann man loslassen muss. Demokratische Selbstbestimmung kann nicht stattfinden, wenn Medien und Zivilgesellschaft schwach sind. Es ist meine innigste Hoffnung, dass ich bald die Herausforderung angehen und meinen Traum verwirklichen kann, eine eigene Zeitung zu verlegen, die dem erstickenden Afrika eine eigene Stimme zu verleihen vermag. Ich gehöre einer neuen Generation von Afrikanern und Bürgern von Simbabwe an, die unser Volk wachsen und gedeihen sehen will, die unseren großartigen Kontinent herausragen und in Frieden leben sehen will. Ich habe keine Illusionen, dass das sehr viel verlangt ist. Aber wo ein Wille ist, da gibt es auch einen Weg. Vergangene Generationen von Anführern haben uns im Stich gelassen und die Verpflichtung liegt jetzt bei uns, der neuen Generation, die Dinge anders zu machen.

Lassen Sie mich meinen Standpunkt erläutern: Wir haben heute in unterschiedlichen souveränen Staaten Afrikas die Situation, dass Menschen ihr Recht der Meinungsfreiheit zwar in Wahlen ausüben können, dieses Recht aber zugunsten eines neuen politischen Skandals namens „power sharing“ (Machtbeteiligung) umgangen wird. Von heute auf morgen werden Verlierer zu Gewinnern, indem aus berechtigten Gewinnern Verlierer gemacht werden, um sich die Macht mit ihnen zu teilen. Die beängstigende Frage ist: Was soll irgendjemanden in Zukunft daran hindern, diesem eigennützigen Konzept nachzueifern?

Um unser – mein – geliebtes Land und den Kontinent zu emanzipieren, besteht die Notwendigkeit einer neuen politischen Umverteilung, angeführt von einer Jugend, die überzeugt ist, unserem Kontinent zu seinem rechten Platz verhelfen zu können. Denn die Zukunft gehört uns und niemandem sonst!

Ich möchte gerne einigen Menschen besonders danken, die in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt und mein Talent gefördert haben. Diese sind: Werner Eggert, der Geschäftsführer und Chefredakteur von Tide TV und Radio in Hamburg, dafür, dass er durch meine weitere Ausbildung, die ich hier in Deutschland erhalten habe, aus mir einen vielseitigen Journalisten gemacht hat; Jonathan Roth, mein journalistischer Kollege in Kanada. Stevan Bevan, ein altgedienter britischer Journalist. Und nicht zuletzt meine Journalistenkollegen in Simbabwe, die ich um ihren Mut bewundere.

Zum Abschluss möchte ich Sie mit einem altirischen Segen gehen lassen:

Möge die Strasse Dir entgegeneilen,
Möge der Wind immer in Deinem Rücken sein.
Möge die Sonne warm auf Dein Gesicht scheinen
Und der Regen sanft auf Deine Felder fallen.
Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott Dich fest in seiner Hand.

Esse Quam Videri.

„Gott segne die Menschen in Deutschland. Ich wünsche Ihnen allen ein schönes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr.“

 

Aus dem englischen Original von Julia Stitt, London