Palm-Stiftung

PALM-STIFTUNG
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Dankesschreiben von Salidjon Abdurakhmanov, Journalist aus Usbekistan, nach seiner Freilassung

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich habe heute die Ehre vor Ihnen zu stehen dank eines Mannes, der vor gut zwei Jahrhunderten mit seinem Leben dafür bezahlte, uns dieses Treffen  zu ermöglichen. 

Der Name dieses Mannes ist Johann Philipp Palm. 1766 in Schorndorf geboren, absolvierte er eine Ausbildung und wurde Verleger. Er kritisierte die Besetzung Deutschlands durch Napoleon Bonapartes Armee. 1806 veröffentlichte er die Streitschrift „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung“. Er wurde verhaftet, gab aber den Namen des Verfassers der Streitschrift nicht preis, und wurde dafür zur Todesstrafe verurteilt. Am 26. August 1806 wurde Palm exekutiert.

Meine Lage ist viel günstiger als bei Palm vor 200 Jahren: Mein Land ist nicht besetzt, es gibt keine öffentlichen Hinrichtungen – es sind andere Zeiten. Aber dennoch wurde ich aufgrund einer fabrizierten Anklage für 3.406 Tage und Nächte meiner Freiheit beraubt, zehn Jahre, die vom Gericht verhängt worden waren. Dabei hatten weder die Ermittler noch die Richter und auch nicht die Laienrichter mich ein einziges Mal gefragt, woher ich die angeblich bei mir gefundenen Drogen hatte, von wem ich sie erhalten und wem ich sie hätte weitergeben wollen.

Der Wind der Veränderung weht jetzt auch in meinem Land: Dank der neuen Regierung und dank der Bemühungen der internationalen Öffentlichkeit wurde ich auf Bewährung freigelassen.

Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um allen Bürgern verschiedener Länder der Welt meine aufrichtige Dankbarkeit für die Unterstützung auszurichten, außerdem der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Amnesty International, Human Rights Watch, dem Committee to Protect Journalists (CPJ), dem Außenministerium der Vereinigten Staaten und dem Verein Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter (ACAT). 

Besonders möchte ich „UZNEWS.NET“ und deren Herausgeberin, Galima Bukharbaeva danken.

Die Nachricht, dass meine bescheidene Arbeit, die ich nach Menschen- und Herzenspflicht getan habe, mit solch einer prestigeträchtigen Auszeichnung gewürdigt wurde, hat mich zutiefst berührt.

Die Stunde der Wahrheit ist in meinem Land angebrochen. Der Palm-Preis verpflichtet mich, mit doppelter Kraft zu arbeiten. Dabei stärkt mich die Überzeugung, dass der Schein des Lichts, das Johann Phillip Palm um den Preis seines Lebens entzündet hat, auch künftig den Weg des Kampfes für Meinungs- und Pressefreiheit von Millionen Menschen nicht nur in meinem Usbekistan, sondern auf der ganzen Welt, beleuchten wird.

Ich bete zum Allmächtigen, er möge mir die Kraft und vor allem die Zeit geben, um zu seinem Grab zu kommen und ihm kniend zu danken: Rachmat Sisga,* Johann.

 

* Ich danke Ihnen

 

Aus dem russischen Original von Ljasat Paulwitz, Stuttgart