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Asya Tretyuk, freie Journalistin aus Belarus, Preisträgerin 2006

Ein Blick auf die neue Demokratiebewegung in Sorge und Hoffnung

Im Jahr 2006 wurde Asya Tretyuk, damals freie Journalistin, für ihre Recherchen über das korrupte System von Staatspräsident Alexander Lukashenko mit dem Palm-Preis ausgezeichnet. Schon zum Zeitpunkt der Preisverleihung war sie nicht mehr aktiv als Journalistin tätig, da sie massiv unter den systematischen Einschüchterungen des Systems litt, bei keiner Zeitung mehr Artikel platzieren konnte, psychisch entkräftet und demoralisiert war. Über viele Jahre hinweg, in denen sie für ihre Kirchengemeinde arbeitete, war sie für uns nicht erreichbar.

15 Jahre später versucht die nächste Generation erneut, Präsident Lukashenko, den "letzten Diktator Europas", mit friedlichen und demokratischen Mitteln zu stürzen... Im Jahr 2021 gelang es uns, den Kontakt zu Asya Tretyuk wieder herzustellen. Der daraufhin einsetzende Briefwechsel ist geprägt von anhaltender Dankbarkeit für die Auszeichnung mit dem Palm-Preis und schaut mit einer Mischung aus Hoffnung und Angst auf die junge, mutige und gewaltvoll unterdrückte Demokratiebewegung in Belarus.

"Ich freue mich sehr über Ihren Brief! Vielen Dank für Ihre Sorge, und dass Sie sich überhaupt an mich erinnern. Ich habe meinerseits unsere Treffen in Schorndorf und Weißrussland nicht vergessen.

Ich habe tatsächlich für ein Kirchenmagazin gearbeitet, da ich nirgendwo sonst Arbeit finden und über Menschenrechtsthemen schreiben konnte. Es war eine schwierige Zeit in meinem Leben. Seit 2009 habe ich nirgendwo mehr gearbeitet. Jetzt bin ich über 70 Jahre alt und habe immer noch keine Gelegenheit, Artikel zu schreiben.

Was derzeit in Belarus passiert, erfüllt mich mit Sorge. Im August 2020 habe ich an mehreren Protestkundgebungen teilgenommen und mit eigenen Augen gesehen, wie sich die Menschen in Belarus verändert haben. Ich kann jetzt wieder hoffen, dass meinem Land eine gute Zukunft bevorsteht.

Der Anblick all dieser Menschen, die sich mit BCHB-Flaggen am berühmten Stella-Denkmal versammelt haben, hat mein Herz mit Stolz für unser langmütiges belarussisches Volk erfüllt. Das war der 16. August 2020. Wenn mir das früher jemand gesagt hätte, dass so etwas möglich sein kann, hätte ich es nicht geglaubt. Ich habe auch schon vor 10 Jahren an Protesten teilgenommen - damals war das  anders.

Aber die Situation ist äußerst schwierig. Die Behörden haben Weißrussland in ein echtes Konzentrationslager verwandelt. Nicht nur Journalist*innen, einfach die gesamte Demokratiebewegung wird unterdrückt. Man kann das ja alles auf YouTube undanderen Social Media Kanälen nachvollziehen."

 

Arte-Themenseite "Tagebuch einer Revolution" zur Demokratiebewegung in Belarus

 Podcast der Foto-Journalistin Tatsiana Ktachova aus Belarus "Gefeiert, gefeuert, geflohen". Tatsiana Ktachova ist Gast der  Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte