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Inès Lydie Gakiza, Radiojournalistin aus Burundi (jetzt Deutschland), Preisträgerin 2016

Wieder ein Neustart - diesmal in Deutschland

Inès Lydie Gakiza ist eine Radiojournalistin aus Burundi. Seit April 2015 herrscht in dem ostafrikanischen Land der Ausnahmezustand, nachdem sich Pierre Nkurunziza unter fragwürdigen Umständen erneut zum Präsidenten hat wählen lassen. Journalisten und Oppositionelle sind seitdem willkürlichen Verhaftungen und Entführungen ausgesetzt und müssen um ihr Leben fürchten. Auch Frau Gakiza kann nicht mehr für den unabhängigen, privaten Radiosender „African Public Radio (APR)“ arbeiten, bei dem sie seit 2011 angestellt war. Sie floh zunächst ins Nachbarland Ruanda. Im Jahr 2016 war sie Gast der Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte in Hamburg und wurde auf deren Vorschlag hin im selben Jahr mit dem Johann-Philipp-Palm-Preis ausgezeichnet.

Zusammen mit Kollegen hat sie noch während ihrer Flucht ein Nachrichtenmagazin über Burundi im Internet aufgebaut und berichtet weiterhin in Artikeln und Radiosendungen über die militärische und politische Lage des Landes.

Burundi gehört zu den weltweit am dichtesten besiedelten Länder. Die meisten Menschen leben von der Landwirtschaft als Selbstversorger. Doch die Klimakrise ist allgegenwärtig und zwingt mittlerweile mehr als 80% der Bevölkerung dazu, zeitweise oder dauerhaft ihr Zuhause zu verlassen. Über 70% der Einwohner*innen leben in Armut und rund 40% hungern.

Doch auch in Ruanda wird die Luft für Medienschaffende immer dünner. Die Lage ist durch verschiedene Krisen in der Region äußerst aufgeheizt und angespannt. Die Lebenshaltungskosten steigen in schwindelnde Höhen. Im Herbst 2021 entschloss sich Inès dazu entschlossen, die Flucht nach Deutschland zu wagen. Nach einer Odyssee durch Auffangstationen, Übergangslager und Flüchtlingsunterkünfte hat sie nun endlich ein neues Zuhause in der Nähe von Hannover für sich und ihren kleinen Sohn gefunden. Ihrem Antrag auf Asyl wegen politischer Verfolgung wurde stattgegeben. Wir wünschen den beiden für den Neustart alles erdenkliche Gute!



Zur  Woche der Meinungsfreiheit im Mai 2022 hat Inès Gakiza der Waiblinger Kreiszeitung ein Interview gegeben. ZVW-Reporter Peter Schwarz hat sich mit ihr unterhalten. Lesen Sie hier einen Auszug:


ZVW: Sehr geehrte Frau Gakiza, seit Oktober 2021 leben Sie in Deutschland - weshalb mussten Sie damals aus Burundi ins Exil fliehen?

IG: Ich bin seit Oktober letzten Jahres in Deutschland. Ich musste Burundi 2015 wegen der sicherheitspolitischen Krise verlassen, die in jenem Jahr ausbrach. Eine Jagd auf Journalisten und andere burundische Gruppen wurde von staatlichen Stellen inszeniert. Meine Sicherheit war bedroht.

ZVW: Was sind aus Ihrer Sicht derzeit die drängendsten Probleme Burundis?

IG: Die Lage in Burundi ist faktisch unverändert. Die Unsicherheit und die schweren Menschenrechtsverletzungen bestehen fort. Es werden praktisch täglich Menschen ermordet, willkürlich inhaftiert oder sie verschwinden, nachdem sie von Staatsbediensteten festgenommen wurden, wie 2015 zu Beginn der Krise. Wenn also die Sicherheit der Menschen auf dem Spiel steht, wird sie zur obersten Priorität...

ZVW: Im Bericht „Suffering in Silence“ der Hilfsorganisation CARE wird Burundi zu den zehn weltweiten Krisenherden gezählt, die am wenigsten Schlagzeilen machen. Die Welt hat die Not Burundis vergessen. Wie erklären Sie sich das?

IG: Vielleicht ist es das Desinteresse dieser "Welt" an der Außergewöhnlichkeit der aktuellen Krise? Ehrlich gesagt, frage ich mich das auch. In dieser Krise gibt es keine Massenmorde, die die Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen. Es ist vielmehr ein gezieltes Morden, einer nach dem anderen, aus der Ferne könnte man es sogar mit Einzelfällen verwechseln, aber es ist eher eine Strategie.
Eine Leiche wird hier gefunden, eine andere morgen hunderte Kilometer entfernt in einer Ortschaft, in der das Opfer nicht einmal identifiziert werden kann, einige Tage später treiben Leichen in Flüssen, manchmal werden sie schnell geborgen und begraben, manchmal lässt man sie untergehen.
Und in der Zwischenzeit bricht irgendwo auf der Welt ein gewaltsamer Konflikt aus und die Augen der Welt richten sich darauf... Und das Morden in Burundi wird zur "Lebensart der Burundier".

 

Lesen Sie hier das ganze Interview mit Inès Gakiza in der Waiblinger Kreiszeitung

Festakt zur Preisverleihung 2016

Bericht "Suffering in Silence" von CARE