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Pedro Matías Arazola, Journalist aus Mexiko, Preisträger 2010

Als Ombudsmanns im Dauereinsatz für die Menschenrechte

Pedro Matías wurde 1964 in Oaxaca geboren, wo er 1985 bei der Zeitung El Nuevo Informador als Journalist begann. Zwischen 1986 und 1989 war er Teil der Redaktion der Zeitung El Imparcial. Anderthalb Jahre war er Mitarbeiter des Bereichs Soziale Kommunikation der Landesregierung und von 1991 bis 1994 Reporter der mexikanischen Nachrichtenagentur Notimex. Seit 1994 ist er Korrespondent der Zeitschrift Proceso in Oaxaca, wo er über den zapatistischen Aufstand, den Einmarsch der Revolutionären Volksarmee, den gesellschaftspolitischen Konflikt von 2006 und die gescheiterte Räumung von Nochixtlán im Jahr 2016 berichtete. Im August 2008 wurde er von bewaffneten Personen „ausgehoben“ und psychisch gefoltert. Daraufhin holte ihn die  Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte für ein Jahr in Ihr Auszeit-Programm nach Hamburg. Auf ihren Vorschlag hin erhielt Pedro Matías im selben Jahr den Johann-Philipp-Palm-Preis.

Schon damals betonte das Kuratorium in seiner Begründung Pedros "Mut und die Beharrlichkeit, mit denen er sich als Journalist gegen Korruption und Gewaltverbrechen in seiner Heimat wendet. Pedro Matías Arrazola deckt durch investigative Recherchen soziale Missstände auf und hat sich in zahlreichen Artikeln zum Fürsprecher der indigenen Bevölkerung in Oaxaca gemacht. Massive Bedrohungen halten
ihn nicht ab, seine Arbeit fortzusetzen." Diese Feststellung galt damals - und mehr noch heute.

Pedro Matías arbeitet derzeit als Korrespondent für Revista Proceso und als Reporter für das Portal  Pagina3.mx. Nach seiner Rückkehr nach Mexiko gründete er zusammen mit einer Gruppe von Journalistenkollegen das Informationsportal Pagina3.mx. und am 14. Mai 2012 wurde er zum Mitglied des Bürgerrats des Ombudsmanns für Menschenrechte des Volkes von Oaxaca ernannt.

Zur  Woche der Meinungsfreiheit im Mai 2022 verfasste er für uns einen Artikel, der in der Waiblinger Kreiszeitung erschien. Lesen Sie hier einen Auszug:


OAXACA, Oax.- Heber war 20 Jahre als Journalist tätig, als er jedoch zum Sprecher der Kritiker und Protestierenden wurde, kostete ihn das das Leben. (...)

 

Heber López Vásquez ist einer von acht mexikanischen Journalisten, die in den ersten drei Monaten dieses Jahres ermordet wurden. Das beweist, dass Journalismus in diesem Lande ein höchst gefährlicher Beruf ist.

Irving erzählt, dass sein Bruder Heber 20 Jahre als Journalist tätig war, er selber ist seit 14 Jahren dabei. (...) In dem Telefoninterview sagt er: „Es haben sich immer Gegenstimmen erhoben, sobald man eine Notiz geschrieben hat, sobald man eine Anklage erhoben hat, aber so etwas Hartes ist mir noch nie begegnet. Ich habe mich auch nie in der Protestbewegung gesehen. Aber das ist zu erschütternd. Man fühlt sich total machtlos und ohnmächtig, weil man nichts tun kann.”

Auf den Hinweis, dass in Oaxaca bisher 15 Journalisten ermordet wurden und keiner dieser Morde aufgeklärt worden ist, sagt er: „Ich weiß nicht, ich kann meine Gefühle nicht beschreiben. Wie gern würde man kämpfen, wie sehr würden wir uns wünschen, nicht in dieser Situation leben zu müssen oder uns in dieser Lage zu befinden, um unsere Stimme lauter erheben zu können.“

„Allerdings“, betont er, „achte ich die Gesetze und die Instanzen. Ich vertraue ihnen, dass sie ihre Arbeit machen und dass mit Hilfe der Justiz Hebers Tod nicht ungestraft bleibt.“

Seit dessen Tod haben sich Journalisten aus allen Regionen von Oaxaca der Forderung nach Gerechtigkeit angeschlossen. Sie haben sich zu Schweigemärschen versammelt, auf denen sie zum Zeichen der Trauer einen Sarg und Opfergaben mit dem Foto des getöteten Journalisten tragen, und sie haben Fotoapparate, Videokameras, Notizbücher und Mikrofone niedergelegt, als Zeichen des Protestes gegen die Versuche, die Meinungsfreiheit zum Schweigen zu bringen.

Mit dem Mord an Heber López Vásquez sind seit dem Jahr 2000 in Oaxaca 15 Journalisten ermordet worden. Drei dieser Verbrechen wurden in der Amtszeit von Präsident Andrés Manuel López Obrador und dem Gouverneur von Oaxaca, Alejandro Murat Hinojosa, begangen, wie aus der Statistik der Organisation ARTICLE 19 hervorgeht.

Laut den Berichten der Defensoría de los Derechos Humanos del Pueblo de Oaxaca (des Büros des Ombudsmanns für Menschenrechte in Oaxaca) sind unter der jetzigen Regierung drei Journalisten ermordet worden, 163 wurden tätlich angegriffen, und man darf auch nicht vergessen, dass seit dem 21. Januar 2018 Agustín Silva Vázquez verschwunden ist, Polizeireporter der Zeitung Sol del Istmo.
Seit Januar 2015 und bis zum 17. Februar 2022 hat die Ombudsstelle 293 Untersuchungen aufgrund von Beschwerden oder Hintergrundberichten über Verletzungen der Rechte von Journalisten bei Behörden eingeleitet. Die am häufigsten genannten Behörden sind kommunale Polizeibehörden, die Staatsanwaltschaft, das Ministerium für öffentliche Sicherheit, das Parlament des Bundesstaates Oaxaca und das Institut für öffentliche Bildung des Bundesstaates Oaxaca.

Und nun, im Jahr 2022 ist die Generalstaatsanwaltschaft mit 75% der Beschwerden die am meisten betroffene Behörde, auf die Gemeinden entfallen die restlichen 25%. Zwischen 2012 und 2019 hat das Büro des Ombudsmanns 3 Empfehlungen im Zusammenhang mit der Ausübung des Journalistenberufs abgegeben und an 6 Schlichtungsverfahren mitgewirkt. (...)

An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Unterstaatssekretär für Menschenrechte im Innenministerium am 15. und 16. Februar in Oaxaca das Zweite Regionalforum zur Förderung einer allgemeinen Gesetzesinitiative zur Vorbeugung und zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern und Journalisten veranstaltet hat. Auf diesen Forum musste er zugeben, dass sich zu Beginn der derzeitigen Regierung 798 Personen im Schutzprogramm befanden. Seitdem wurden 741 weitere Personen in das Schutzprogramm aufgenommen. Das entspricht einer Steigerung von 93%. Der Unterstaatssekretär erklärte, dass sich derzeit insgesamt 1.539 Personen im Schutzprogramm befinden. Davon sind 507 Journalisten (138 Frauen und 369 Männer) sowie 1.032 Rechtsanwälte (559 Frauen und 473 Männer).

 

Vollständiger Artikel von Pedro Matías in der Waiblinger Kreiszeitung

Festakt zur Preisverleihung 2010