Palm-Stiftung

PALM-STIFTUNG
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Dankesworte von Mahboubeh Abbasgholizadeh, Frauenrechtlerin und Publizistin aus dem Iran

Ich begrüße alle Anwesenden im Saal,
die Mitglieder des Vorstands, Herrn Kübler, Herrn Dr. König,
sehr geehrte Mitglieder des Stiftungsrates und des Kuratoriums,
für die Stadt Schorndorf Herrn Oberbürgermeister Klopfer,
für die Palm-Stiftung Herrn Dr. Palm und Frau Annette Barth,
sowie meinen Kollegen Pedro Matías,

ich grüße Sie im Namen aller politischen Gefangenen im Iran, im Namen aller meiner Freundinnen, die in all den Jahren Schulter an Schulter mit mir in der Frauenbewegung für mehr Freiheit gekämpft haben – ganz besonders in Erinnerung an zwei unermüdliche Frauen, Nasrin Sotudeh [1] und Bahareh Hedayat [2], die mit mir um Meinungsfreiheit und Demokratie gekämpft haben.

Als sich Seyran mit mir in Kuala Lumpur in Verbindung gesetzt hat, war ich eine müde Frau, die der Unterdrückung im Iran, in meinem Heimatland, entflohen war. Hinter mir lag ein Jahr unermüdlicher Protestbewegungen von Männern und Frauen auf der Straße, lagen 30 Jahre Frauenbewegung um mehr Freiheit, Demokratie und Gleichberechtigung im Iran, hunderte von Freiheitskämpfern in den Gefängnissen, viele, die dabei ihr Leben ließen. Mit mir trug ich Erinnerungen an 20 Jahre Frauenrechtsbewegung mit meinen Freundinnen im Iran, Erinnerungen an meine Familie, Erinnerungen an all die Lieben und Angehörigen, die ich an nur einem einzigen Tag verabschieden musste. Das hatte mich müde gemacht.

Dann rief Seyran mich an, um mir mitzuteilen, dass eine kleine Gruppe von Menschen weit, weit weg von meinem Land die Stimme der iranischen Bevölkerung gehört habe – Menschen, die den Kampf um Meinungsfreiheit und Pressefreiheit auch in historischen Zusammenhängen zu denken vermögen. Diese Menschen haben unsere Stimmen gehört und Mitgefühl mit uns gezeigt. Sie wollen mich stellvertretend für so viele andere im Iran mit einer Auszeichnung würdigen. Ihre Aufmerksamkeit für mich, die ich eine müde Frau war, eine müde Aktivistin, die sich 30 Jahre für ihr Land verkämpft hatte, die sich unvermittelt wiederfand in Kuala Lumpur, in den Straßen und Gassen dieser fremden Stadt, Ihre Aufmerksamkeit hat mir neue Kraft gegeben, meine Vision zu entwickeln.

Ich bedanke mich bei allen Deutschen, bei Ihnen, ganz besonders bei der Stadt Schorndorf und der Palm-Stiftung. Sie tragen dazu bei, dass unsere Vision für den Iran lebendig bleibt. Unser Volk, das seit mehr als 100 Jahren nach der Demokratie strebt, braucht für seine Zukunft eine solche Vision. Ich danke Ihnen, dass Sie uns dabei helfen, sie zu bewahren. Ich danke Ihnen.

Aus dem persischen Original: Dr. Sosan Jafari, Berlin

Anmerkungen:

  1. Die Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh vertrat u.a. Shirin Ebadi. 2010 wurde sie zu elf Jahren Haft verurteilt. Sie trat seither mehrmals in Hungerstreik, um gegen die Unterdrückung rechtsstaatlicher Prinzipien im Iran zu protestieren und auf die Bedingungen im Evin-Gefängnis aufmerksam zu machen.
  2. Die Studentin Bahareh Hedayat ist Vorsitzende einer studentischen Gruppe, die sich für politische Reformen und gegen Menschenrechtsverletzungen einsetzt. Sie ist seit 2009 ebenfalls in Evin inhaftiert.