Palm-Stiftung

PALM-STIFTUNG
gemeinnütziger Verein e.V.

Wallstraße 2
73614 Schorndorf

Telefon: +49 7181 9911847
info@palm-stiftung.de

Spendenkonto Kreissparkasse Waiblingen
IBAN: DE55 6025 0010 0005 2375 55

Dankesworte von Nazeeha Saeed, Journalistin aus Bahrein

Für diejenigen von uns, die ein waches Gewissen besitzen, ist es wohl am schwersten, Ungerechtigkeit zu sehen und sich davon abzuwenden. Es war meine Aufgabe als Journalistin, diese Ungerechtigkeit ins Visier zu nehmen, auch über andere Geschehnisse zu berichten, und den Stimmlosen eine Stimme zu geben. 

Im Mai 2011 wurde ich zur Adressatin dieser Ungerechtigkeit. Ich wurde verhaftet, beleidigt und gefoltert, weil ich objektiv über die pro-demokratischen Aufstände in meinem Land berichtete. Derjenige, der mich folterte, wurde nach einem zwei Jahre andauernden Verfahren nicht einmal bestraft. Heute ist es meine Berufung, für die Meinungs- und Pressefreiheit zu kämpfen, und nicht nur ein Beruf, dem ich nachgehe. 

In Bahrain, meinem Herkunftsland, ist es nicht einfach, einen Beruf wie den des Journalisten auszuüben. Täglich wird um die Presse- und Meinungsfreiheit gerungen. Obwohl die Staatsmacht immer wieder behauptet, dass die Meinungsfreiheit in Bahrain aufrecht erhalten würde, gibt es heutzutage eine große Anzahl von Menschen, die hinter Gittern sitzen aufgrund eines Fotos, das sie machten, eines Artikels, den sie schrieben, oder eines Tweets, den sie absetzten um ihren Ansichten Ausdruck zu verleihen. 

Laut der Organisation ‚Reporter ohne Grenzen‘ nimmt Bahrain einen der hintersten Plätze auf dem Pressefreiheitsindex ein, von 179 Ländern liegt es nämlich auf Platz 165. Für das Komitee zum Schutz von Journalisten ist Bahrain, nach Eritrea, das Land, das weltweit führend ist in Bezug auf  die Anzahl gefangener Journalisten pro Kopf, basierend auf Zahlen des Gefängniszensus vom 1. Dezember 2013.

Während mich viele als Opfer sehen, weigere ich mich, diese Zuschreibung so anzuerkennen. Ja, sie haben mich gefangen genommen und gefoltert, aber das hat mich nicht gebrochen. Es gab mir Einsicht und die nötige Munition, zurück zu kämpfen  und aufzustehen für meine Rechte und die Rechte meiner Kollegen, die sich in juristischen Schwierigkeiten befinden, weil sie ihrer Arbeit nachgehen, schreiben und ihre Meinung ausdrücken.

Niemand sollte in Angst leben. Niemand sollte Angst haben, seinen Beruf auszuüben. Niemand sollte sich Sorgen machen müssen, weil er oder sie sich zu Wort melden. Und niemand sollte mundtot gemacht werden und seiner Stimme beraubt werden, nur weil eine Obrigkeit diktieren kann, was als Teil des öffentlichen Diskurses zugelassen wird und was nicht, über welche Ereignisse berichtet werden darf und was zensiert und vertuscht werden soll. 

Ich danke der Palm Stiftung für diesen Preis und dem Komitee zum Schutz von Journalisten für meine Nominierung. Das gibt mir den Anschub, weiterhin diejenigen zu unterstützen, denen nicht die gleiche Unterstützung zu Teil wurde wie mir. Ich möchte diesen Preis all meinen Kollegen in Gefangenschaft widmen: 

  • Dem Fotografen Ahmed Humaidan, verurteilt zu 10 Jahren Haft, weil er Fotos aufgenommen hat. 
  • Dem Fotografen Hussam Suroor, verurteilt zu 10 Jahren Haft, weil er Fotos aufgenommen hat.
  • Dem Fotografen Hussain Hubail, verurteilt zu 5 Jahren Haft, weil er Fotos aufgenommen hat.
  • Dem Blogger Jassim Al Naimi, wegen Bloggens zu 5 Jahren Haft verurteilt. 
  • Dem Kameramann Qassim Zaineldin, wegen Filmaufnahmen zu vier Jahren Haft verurteilt.
  • Dem Fotografen Abdulla Isa verurteilt zu 3 Jahren Haft, weil er Fotos aufgenommen hat.
  • Der Blogger Ali Meraj wurde zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er bloggte.
  • Ammar Abdul Rasool wurde wegen Fotoaufnahmen zu zwei Jahren verurteilt. 
  • Kameramann Jaffar Marhoon wurde zu einem Jahr und neun Monaten wegen Filmaufnahmen verurteilt. 

Dies sind nicht alle. Viele weitere wurden inhaftiert und erwarten ihre Verurteilung. 

Ich möchte mich bei Ihnen allen vielmals bedanken. Es ist wahrhaftig eine Ehre, hier zu sein. 

 

Aus dem englischen Original von Nina Jürgens, Stuttgart