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2.12.2018

Zwei Preisträgerinnen für den Johann-Philipp-Palm-Preis 2018 ausgewählt. Öffentlicher Festakt am 2. Dezember 2018 in der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf/ Baden-Württemberg

Der internationale Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit 2018 wird an die Menschenrechtsaktivistin Štefica Galić aus Bosnien und die Radiojournalistin Josephine Achiro Fortelo aus dem Südsudan verliehen. Der Preis ist mit insgesamt 20.000 € dotiert und steht unter der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Herrn Winfried Kretschmann. Mit dem Preis werden Frauen, Männer und Institutionen ausgezeichnet, die sich in herausragender Weise für Meinungs- und Pressefreiheit einsetzen.

Štefica Galić ist eine bosnische Kroatin, die sich gegen den neu aufflammenden radikalen Nationalismus im ehemaligen Jugoslawien wendet und dessen Grenzen zu überwinden sucht. Bereits während des bosnisch-kroatischen Krieges (1993) verhalf sie zusammen mit ihrem mittlerweile verstorbenen Mann, Neđo Galić, Hunderten von Bosniaken, die aus ihrer Heimatgemeinde deportiert worden waren, mittels gefälschter Ausweispapiere aus der Lagerhaft zu entkommen. Heute klärt Štefica Galić über die Verbrechen der bosnisch-kroatischen Armee HVO während der Jugoslawienkriege auf. Eine gemeinsame Zukunft aller Menschen in Bosnien hält sie nur für möglich, wenn die Schrecken der Vergangenheit aufgearbeitet und die Opfer um Vergebung gebeten werden. In Zeitungsartikeln, auf ihrem Internetportal  "tacno.net" und in Vorträgen benennt sie Täter und Tatorte ethnischer Säuberungen. Štefica Galić gilt deshalb als Nestbeschmutzerin und ist offenen Bedrohungen, Drangsalierungen und sogar tätlichen Angriffen reaktionärer Nationalisten ausgesetzt. Von den staatlichen Institutionen erhält sie weder Schutz noch Hilfe. Dennoch gibt sie nicht auf und arbeitet unbeirrt weiter an der Aussöhnung aller Bevölkerungsgruppen in ihrem Land. Sie gibt damit ein außergewöhnliches Beispiel im Sinne des Preises.

Josephine Achiro Fortelo ist eine Radiojournalistin, die sich seit vielen Jahren in verschiedenen Funktionen für die Meinungs- und Pressefreiheit in ihrer Heimat Südsudan einsetzt. Als Direktorin des Radios "Bakhita", das zu einem katholischen Radionetzwerk gehört, war sie für den Inhalt der Sendungen verantwortlich und wird seitdem in ihrem Land als „Stimme für die Menschenrechte“ wahrgenommen. Gegenwärtig ist sie an verschiedenen Projekten in leitenden Stellungen beteiligt, um lokale Radiostationen zu stärken und für den Frieden zu werben. So ist sie u.a. Geschäftsführerin des Verbundes von Bürgerradios "ComNet South Sudan", das von der UNESCO unterstützt wird und koordiniert das bi-nationale Journalistennetzwerk  "Cross-Border Network", ein Projekt der Deutschen Welle Akademie. Da ein Großteil der Bevölkerung nicht lesen kann und deshalb auf das Radio als Informationsmedium angewiesen ist, kann die Bedeutung dieser Arbeit für die Demokratie und den Friedensprozess im Südsudan kaum überschätzt werden. Aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit sah sich Josephine Achiro Fortelo bereits mehrfach ernsten Bedrohungen ausgesetzt. Sie lässt sich hiervon jedoch nicht einschüchtern. In ihren Sendungen kommen Menschen unterschiedlicher Ethnien und verschiedener politischer Überzeugungen zu Wort. Sie diskutiert Tabuthemen wie Flucht und Vertreibung. Lautstark fordert sie die Menschenrechte ein. Josephine Achiro Fortelo ist ein außergewöhnliches Vorbild für den Kampf um Meinungs- und Pressefreiheit als unerlässliche Voraussetzung der Demokratie.

 

Das Kuratorium der Stiftung, das die Preisträger auswählt, hat seine Entscheidung bereits Mitte Mai getroffen. Es konnte dabei auf Vorschläge von Kooperationspartnern der Stiftung wie  Amnesty International,  Journalisten helfen Journalisten und  Reporter ohne Grenzen zurückgreifen. Namensgeber des Preises ist der in Schorndorf geborene Buchhändler Johann Philipp Palm (1766-1806). Er war wegen der Herausgabe und des Verkaufs einer napoleonkritischen Flugschrift in einem Scheinprozess zum Tode verurteilt und erschossen worden.

 

Die Preisträgerinnen nehmen die Auszeichnung in einem Festakt am Sonntag, den 2. Dezember, in der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf persönlich entgegen. Die Veranstaltung ist öffentlich und beginnt um 11:00 Uhr. Die Festrede hält Prof. Dr. Dr. h.c. Heiner Bielefeldt von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen/Nürnberg, ehem. Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit des UN-Menschenrechtsrats.

 

Weitere Informationen

Štefica Galić, Menschenrechtsaktivistin, Fotografin und Journalistin aus Bosnien-Herzegowina

 Länderreport Amnesty International: Bosnien-Herzegowina

 Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen: Bosnien-Herzegowina

 Vorschlag von unserem Kooperationspartner Journalisten helfen Journalisten e.V., München 

 Pressebericht der ARD

 

Josephine Achiro Fortelo, Radiojournalistin und Medienaktivistin aus dem Südsudan

 Länderreport Amnesty International: Südsudan

 Rangliste der Pressefreiheit Reporter ohne Grenzen: Südsudan

 Vorschlag von den Neuen Deutschen Medienmachern vorgelegt von unserem Kuratoriumsmitglied Anne Chebu, Frankfurt/ Main.

 Pressebericht der Deutsche Welle Akademie

   

Pressemeldung herausgegeben vom  Kuratorium der Palm-Stiftung e.V. 

 

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