Palm-Stiftung

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Coracon, Verband kommunaler Radio- und TV-Stationen aus dem Kongo

Meine sehr geehrten Damen und Herren, guten Tag.

Ich komme aus der Demokratischen Republik Kongo, einem Land im Herzen Afrikas. Meine Heimat ist die Stadt Goma in der Provinz Nord-Kivu, eine durch unterschiedliche Arten von Gewalt geprägte Region. Ich werde später noch genauer darauf eingehen.

Ich freue mich sehr, heute hier zu sein und es ist mir eine große Ehre, den Palm-Preis entgegenzunehmen, der meiner Organisation Collectif des Radios et Télévisions Communautaires du Nord-Kivu, einem TV- und Radioverbund im Kongo, verliehen wurde. Ich widme diesen Preis allen Journalisten im Kongo, die sich nicht mehr frei äußern können, weil sie bedroht werden sowie allen anderen Journalistenkollegen, die sich für eine gute Informationsqualität zugunsten der Bevölkerung einsetzen.

Im Namen aller meiner Kollegen sowie den Mitgliedern der Organisation danke ich Ihnen, dass trotz der Tausenden von Kilometern, die Deutschland und die Demokratische Republik Kongo trennen, Ihre Wahl auf uns gefallen ist. Dieser Preis ist für uns eine Ermutigung und ein Ansporn, uns trotz der Risiken, denen wir tagtäglich ausgesetzt sind, noch mehr für Qualitätsjournalismus einzusetzen.

Es fühlt sich gut an, heute hier zu sein, weil mein Lächeln auf Ihr Lächeln trifft und mir diese Ruhe und Freundschaft, die Sie mir und meinen Kolleginnen und Kollegen bei CORACON entgegenbringen, Sicherheit gibt. Der heutige Wintertag, an dem ich zum ersten Mal mit frischen Temperaturen in Berührung komme, wird in die Annalen und in unsere Herzen eingehen. Ja, ich spreche hier ausdrücklich von "frisch", denn obwohl wir spüren, dass es kalt ist, wärmt die Liebe, die der Grund für unser heutiges Zusammentreffen ist, unsere Herzen. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle an Herrn Alexei Wenediktow aus Russland, der heute mit demselben Preis ausgezeichnet wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, CORACON ist eine Organisation, die rund sechzig lokale TV- und Radiostationen in der Demokratischen Republik Kongo begleitet, um eine gute Informationsqualität sicherzustellen, die Pressefreiheit zu verteidigen, die die Grundlage für eine funktionierende Medienlandschaft ist, und um eine Verbindung zwischen Medien und einer Gesellschaft herzustellen, die zivile und friedliche Werte vertritt. Mit Hilfe von Schulungen für Journalisten vermittelt CORACON seinen Partnerradios technische Fähigkeiten, die für eine gute Nachrichtenqualität und die Bekämpfung von Falschmeldungen und Gerüchten, die dem fragilen Umfeld in unserer Region weiter schaden, von Bedeutung sind. Anhand gemeinsam konzipierter Programme erstellen und organisieren wir mit unseren Mitgliedsradios Aufklärungskampagnen zu Themen von allgemeinem Interesse. Da sich unsere Arbeit überwiegend auf die Provinz Nord-Kivu konzentriert, haben wir täglich mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen. Bewaffnete Gruppen, die vor grausamer Gewalt nicht zurückschrecken, greifen friedliche Bürger an, darunter auch Journalisten. Tod durch Messer oder Schusswaffen, Entführungen, Zwangsrekrutierungen in Milizen, Plünderungen von Hausrat, Überfälle auf Landwirte auf ihren Feldern, Verbrennung von Fahrzeugen von Geschäftsleuten auf den Straßen, grundloses Kugelzischen, immer wiederkehrende Aufstände, um nur einige Punkte zu nennen, sind Schrecken, die uns verfolgen und die unsere journalistische Arbeit erschweren.

Wie ist es zu erklären, dass ein Journalist, der seine Arbeit macht, nach einer Besprechung mit seinen Kollegen auf dem Weg nach Hause auf brutale Weise getötet wird? Doch genau so kam Héritier Magayane, Journalist eines Radiosenders in der Region Rutshuru, ums Leben. Er hinterlässt Frau und Kinder. Wie ist es zu erklären, dass ein Journalist entführt wird und nicht mehr zurückkehrt? Wir haben dies mit zwei Journalisten aus unserer Region erlebt, die von Milizen entführt wurden und seit drei Jahren verschwunden sind.

All diese Vorkommnisse beschreiben aber auch ein Umfeld, in dem die Rolle und Bedeutung professioneller Medien weiter zunimmt. Sie geben der Bevölkerung Hoffnung durch Informationen, die es den Menschen ermöglichen, Verbindungen aufrechtzuerhalten, die für den Zusammenhalt einer Gesellschaft wichtig sind und sie in die Lage versetzen, den oben genannten Bedrohungen zu begegnen. Und genau das war der Grund für die Begegnung zwischen Judith Raupp und mir und meinen Kollegen. Mit ihrer journalistischen Erfahrung war sie für mich und den gesamten CORACON-Verbund wie ein Engel, der zur rechten Zeit kam. Sie hat ihr Bestes gegeben, um zu meiner Ausbildung und der meiner Kollegen im professionellen Journalismus beizutragen. Daher möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich herzlich bei Judith Raupp für ihre Unterstützung und ihre Energie, die sie in die Arbeit von CORACON gesteckt hat, zu bedanken. Gemeinsam konnten wir bereits eine Reihe von Schulungen für Journalisten organisieren, mit sehr positiven Ergebnissen. Natürlich mussten auch Risiken eingegangen werden. Zum Beispiel, wenn man sich bereit erklärt, auf Straßen mit hohem Risiko (hohe Kriminalität) zu fahren. Ich mache das regelmäßig, um die Arbeit von Gemeinschaftsradios in ländlichen Gebieten zu überwachen. Die ausbildenden Journalisten, meine Kollegen, haben eine noch gefährlichere Aufgabe, da sie oft vor Ort arbeiten und daher regelmäßig die Stationen der Radiosender besuchen müssen. Ein großer Dank hierfür an Jarro, Gisèle und Gracias.

Wir hatten noch andere Engel, die uns auf diesem Weg begleitet haben. So haben beispielsweise die Organisationen Brot für die Welt aus Deutschland, Free Press Unlimited, Mercy Corps, Internews und Journalisten helfen Journalisten CORACON finanziell unterstützt und tun dies auch weiterhin, wodurch wir noch mehr Aktivitäten für Journalisten und Leiter unserer Mitgliedsradios organisieren können. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um mich bei ihnen zu bedanken und ihnen gleichzeitig zu versichern, dass dieser Preis auch ihr Preis ist.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, bevor ich zum Ende meiner Rede komme, möchte ich nochmals hervorheben, dass die Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo die Grundlage für zahlreiche Menschenrechtsverletzungen darstellt. Einschlägige Studien gehen davon aus, dass es sich um einen Wirtschaftskrieg handelt, bei dem es vor allem um Rohstoffe und Mineralien geht. Wir von CORACON sind der Meinung, dass der Reichtum unserer Böden keinesfalls der Grund dafür sein darf, wehrlosen Menschen das Leben zu nehmen. Ebenso wenig ist er ein Grund für die Schaffung von Unruhen, die Kultur, Gesellschaft und Medien in ständige Angst versetzen.

Daher bitte ich Sie um Ihre Unterstützung: Helfen Sie mit, die Täter dieser abscheulichen Praktiken in den unterschiedlichsten gesellschaftspolitischen Bereichen, in denen Ihr Wort gehört wird, anzuprangern.

Abschließend möchte ich noch allen Verantwortlichen der Palm-Stiftung für die Ehre danken, die Sie unserer Arbeit zuteilwerden lassen. Vielen Dank auch an Sie alle, die Sie heute diesem Festakt beiwohnen.

Es lebe die Meinungsfreiheit!

Es lebe die Demokratie!