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Presseerklärung des Kuratoriums der Palm-Stiftung e.V. zum 26.8.2012

Dr. Alaa al-Aswani und Hrant Dink (†) erhalten den Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit 2012 

Öffentliche Preisverleihung am Sonntag, 2. Dezember 2012, 11-13 Uhr in der Barbara-Künkelin-Halle, Schorndorf

Die Palm-Stiftung e.V. vergibt in diesem Jahr zum sechsten Mal den mit 20.000 € dotierten Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit. Der Preis wird in diesem Jahr an den ägyptischen Schriftsteller Dr. Alaa al-Aswani und – posthum – an den im Jahr 2007 ermordeten armenisch-türkischen Herausgeber Hrant Dink verliehen. 

Dr. Alaa al-Aswani ist einer der meist gelesenen Schriftsteller der arabischen Welt, der in seinen Büchern die sozialen Probleme seines Landes analysiert und anprangert. In seinem Roman "Der Jakubijân-Bau", der in 34 Sprachen übersetzt wurde, macht er auf die korrupten Strukturen der Kleptokratie, die Folter der Sicherheitsbehörden, die Farce der Wahlen, die drückende Armut der Bevölkerung und die allgegenwärtige Vetternwirtschaft eindringlich aufmerksam. Dr. al-Aswani sah den Sturz des Regimes Mubaraks frühzeitig voraus und setzte sich seit Jahren aktiv für eine Demokratisierung des politischen Systems seiner Heimat ein. 

Aufgrund seines politischen Engagements strengte die Militärjunta in Ägypten im April dieses Jahres ein Verfahren wegen „Staatszersetzung“ gegen ihn an. Mit seiner Stimme wendet er sich aber nicht nur gegen die sozialen Missstände seines Landes, sondern auch gegen die Doppelmoral des Westens und den islamistischen Extremismus. Dr. al-Aswani kann als einer der Wegbereiter des Arabischen Frühlings in Ägypten bezeichnet werden. Nach Auffassung des auswählenden Kuratoriums der Palm-Stiftung gibt Dr. al-Aswani damit ein herausragendes Beispiel für den Kampf um Demokratie, Meinungs- und Pressefreiheit. 

Der armenisch-stämmige Herausgeber, Journalist und Aktivist Hrant Dink hat sich zeitlebens für die Liberalisierung der Pressegesetze sowie gegen die systematische Diskriminierung von Minderheiten in der Türkei eingesetzt. Ein besonderes Anliegen war ihm die Aufarbeitung der gemeinsamen Vergangenheit von Türken und Armeniern. Er gründete deshalb mit Freunden die zweisprachige Zeitschrift „Agos“, die in türkischer und armenischer Sprache politisch hochbrisante Themen aufgriff. Jahrelang wurde er wegen dieses Engagements von nationalistischen Kräften in Gesellschaft und Justiz verfolgt und aus nichtigen Anlässen mit Gerichtsprozessen überzogen. Bevor er sich in einem Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen eine strafrechtliche Verurteilung wegen der absichtlichen Falschinterpretation einer politischen Äußerung wehren konnte, wurde er im Jahr 2007 in Istanbul von einem Nationalisten auf offener Straße erschossen. 

Mit der posthumen Ehrung will das auswählende Kuratorium diejenigen ermutigen, für die Hrant Dink zu einem Symbol der Überwindung von Diskriminierung und Sprachlosigkeit geworden ist. Das Preisgeld geht an die Hrant-Dink-Stiftung mit Sitz in Istanbul, die sein Lebenswerk weiterführt. Sie zielt auf eine Stärkung der türkischen Zivilgesellschaft, in der die Meinungs- und Gewissensfreiheit ein überragendes Gut bilden. 

Dr. Alaa al-Aswani und Rakel Dink, Witwe von Hrant Dink, werden den Preis beim öffentlichen Festakt persönlich entgegennehmen, der am Sonntag, 2. Dezember 2012, 11-13 Uhr in der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf stattfindet. Den Festvortrag hält Bischof Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber, langjähriger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und Mitglied des Deutschen Ethikrats.